Die Eisenbahn

Raus und weg

    Meine Träume von einer sauberen, komfortablen Toilette enden jäh in einem stinkenden, mit Kot und Klopapier überzogenem Loch, inklusive zugehörigem Gestank. Sofort haue ich die Tür wieder zu. Hinter Lady-Tür Zwei erwartet mich ein weiteres Loch. Dieses ist zum Glück nicht mit Kot oder Klopapier verstopft, wird aber von einem Schild geziert, auf dem “No Working” und das gleiche wohl nochmal in wahrscheinlich fehlerfreiem Chinesisch steht.

    “Fuck!”, fluche ich und knalle auch diese Tür zu.

    “Na gut, dann halt das Jungsklo!”, denke ich schnell, reiße Tür Nummer drei auf – und will vor Glück fast aufschreien. Denn hier ist es nicht nur sauber – hier gibt es sogar eine richtige Toilette zum Draufsitzen. Erhaben. Komfortabel. Wie ein Thron aus blütenweißem Keramik. Hastig stürze ich hinein, knalle die Tür hinter mir zu, Riegel rüber, Hose runter, und rauf auf den Klothron. Ich habe gerade noch Zeit, mein Smartphone auf etwas zu legen, das wie ein Aschenbecher aussieht, und dann geht es los.

 

    Die Wut des Kotvolks entlädt sich in einem zornigen Aufstand. Eine Rebellion. Ein Krawall. Eine Extase. Was sich lange aufgestaut hat, hinterlässt Spuren. Es ist ein schmerzlicher Kampf um die Freiheit. Der Austragungsort: mein Anus. Die Kotrevolution ist eine grausame, harte Schlacht. Das Volk – also die Kotmasse – ist gewaltig. Das Politbüro, also mein Darmausgang, am Rande der Erschöpfung.

    “Oh Goooott“, stöhne ich leise Was hat sich da denn angestaut? Was sollen wir gegen diese Volksmacht nur machen?“, schreit die Parteischaltzentrale, während eine weitere Welle aufgewühlten Volkszorns aus mir herausschießt. Unkontrollierbar und schmerzlich.

    Die chinesische, kommunistische Partei ist da ja schon besser drin: Sie hält ihr Volk ziemlich gut in Schach. Mit einem Sozialpunktesystem, totaler Überwachung, Konzentrationslagern und natürlich einem großen Versprechen: Wir werden die Nummer 1 dieser Welt. Die Größten, die Stärksten, die Reichsten. Noch vor den Amerikanern, die uns zwar noch diese Toilette der Marke “Ideal Standard” verkauft haben, auf der ich übrigens gerade sitze, aber bald schon um Gnade winseln werden. Denn wir sind das Volk der Mitte. Das neue Superreich. Das ist der chinesische Traum. Und wenn das Volk nicht mitträumt, wird es eben weggeräumt. So einfach ist das.

    “Verdammte Kommunisten!”, denke ich, “Die können ihre Panzer, Soldaten und Polizisten auf das eigene Volk hetzen, aber was kann ich machen?”            
    Nichts, außer schwitzen und stöhnen. Und das auf der “falschen” Toilette. Also sitze ich stumm stöhnend und schweißgebadet auf der Kloschüssel, während unter mir der Kotkrieg tobt. Bis ich etwas höre:

 

Pock, pock, pock.

 

Mitten im Gefecht klopft es plötzlich an die Tür.

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